Samstag, 17. September 2016

Robin Black - Porträt einer Ehe [Beate]





Verlag: Luchterhand Literaturverlag
Autor: Robin Black
Titel: Porträt einer Ehe
Länge: 320 Seite
ISBN:
978-3630873220
ASIN:
B0196TXKSE
Sprache: Deutsch
Medium: Hardcover
Genre: Gegenwartsliteratur

Originaltitel: Forgiving

Rezensionsexemplar 







Gibt es ein Geheimnis für das Bewahren der Liebe?
Augusta und Owen sind von der Großstadt Philadelphia aufs Land gezogen, wo sie ein ruhiges, einsames Leben führen, Gus als Malerin, Owen als Schriftsteller. Doch ihre Verletzungen konnten sie nicht zurücklassen: Die Malerin hatte eine Affäre, die zwar vorüber ist, aber Gus hat ihrem Mann alles gestanden, und nun versuchen beide, ihre Ehe zu retten. Als in das Nachbarhaus eine neue Mieterin einzieht, ändert sich das stille, isolierte, vorsichtige Leben des Paars. Gus freundet sich mit der geschiedenen Britin Alison schnell an, sie ist ebenfalls Malerin, und Schritt für Schritt wird das Beziehungsgeflecht zwischen den drei Nachbarn enger und vertrauter, aber auch komplizierter. Und spätestens als die junge Nora, Alisons Tochter, eintrifft, droht die Situation zu eskalieren … (Quelle Amazon)

Ich habe keine Ahnung, warum ich unbedingt dieses Buch lesen wollte. Irgendwie zog es mich magisch an und rief mir zu, dass es genau das Richtige für mich ist. Und es hatte recht.

"Owen hatte sehr wenige Züge, die mich an meinen Vater erinnerten - schon alleine die Idee einer Ähnlichkeit hätte mich zu gewissen Zeiten entsetzt -, tatsächlich aber nahmen beide in meinem Leben eine Zensorenrolle ein und machten aus meiner Sprache eine Art Formgehölz, das gezogen, gestutzt und zurechtgeschnitten werden musste, um zu gefallen." (Seite 43)

 
Ich schlug das Buch ohne große Erwartungen auf und war sofort von der Sprache und dem Miteinander des Ehepaares gefangen. Künstler sind doch seltsame Menschen und wenn ein Schriftsteller und eine Malerin ihr Leben teilen, kann das nicht einfach sein.

Zum Glück sind die Beiden sich selbst genug, darum ist es für sie wie Medizin, als sie nach Gussies Seitensprung und ihrem Geständis aus der Großstadt weg in ein sehr einsam gelegenes Haus ziehen. Owen schreibt in seiner Scheune, Gus hat ihr Atelier im Haus. So leben die Beiden in ihrem eigenen Rhythmus und mit ihren eigenen Ritualen. Bis in das kleine Häuschen in der Nähe der Scheune jemand einzieht.

"Was ist nicht seltsam im Leben, Alison? Im Ernst? An welchem Punkt halten wir eigentlich inne und sagen, nun, das ist wirklich komisch? Das hier nicht. Aber das hier schon." (Seite 113)
Die Malerin Alison ist ein klein wenig älter als Gus und mit der Zeit werden die beiden Frauen zu Freundinnen. Owen sehnt sich nach der Einsamkeit zurück und ist nicht so ganz begeistert. Und als dann Alisons Tochter zu Besuch kommt, wird es kompliziert.

"Das Leben. Es beginnt und beginnt und beginnt. Unendlich viele Male. Allenthalben Beginn, bis das Ende kommt. Manchmal wissen wir es und manchmal nicht, doch das Leben beginnt jeden Moment neu." (Seite 128)
Die Sprache des Buches ist sooo wunderschön, dass ich nicht mehr aufhören wollte zu lesen. Gus erzählt dem Leser ihr Leben aus ihrer Sicht. Manchmal hätte ich mir auch Stellen aus der Sicht von Owen gewünscht. Das wäre sehr interessant geworden, denn Owen ist ein sehr interessanter Charakter, der in meinen Augen ein klein wenig zu kurz kommt.

Dass die Geschichte mit dem Ende beginnt, fand ich erst etwas seltsam, aber nach einer Weile, hatte ich es komplett vergessen und als wir bei der Stelle ankamen, war ich zu tiefst geschockt. So sehr hatte mich die Geschichte gepackt. Und auch jetzt, nachdem ich die letzten Zeilen gelesen habe, gibt mich das Buch noch nicht ganz frei und ich bin mir sicher, dass es noch lange dauern wird, bis ich mich ganz von Gus und Owen, von Alison und Nora verabschieden kann.

"Manchmal empfinde ich solche visuellen Details wie tiefe, intime Wasserbecken in die ich ganz alleine hineintauche. Dann vergesse ich alles um mich herum, habe nichts anderes mehr im Sinn, als dass es eine Möglichkeit gibt, anderen Menschen zu vermitteln, wie sich die Welt für mich darstellt. Das ist die Präzision die ich anstrebe. Eine Art Hingabe an die Genauigkeit, mein Glaube, dass das äußere Erscheinungsbild einer Sache unmittelbar durch mich hindurch in ein fremdes Augenpaar fließen kann.Und nicht nur das äußere Erscheinungsbild, sondern die Schönheit, die darin liegt - auch in Dingen, die nicht eigentlich schön sind." (Seite 140)


Am Ende flossen dann auch noch die Tränen bei mir, so emotional und eng war ich mit den Personen verbunden. Das schaffen nur wenige Autoren und darum vergebe ich für "Porträt einer Ehe" 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für alle, die auch die leiseren Töne zu schätzen wissen und Freude an schöner Sprache empfinden. Ich werde jetzt erst mal stöbern gehen, ob es von der Autorin noch weitere Bücher gibt.

© Beate Senft