Samstag, 3. Januar 2015

Christopher Fowler - Der Höllenexpress [Beate]


Stellen Sie sich einen klassischen Horrorfilm vor, den Hammer Films nie gemacht hat. Ein grandioses Epos aus den Hochzeiten des Studios, eine Mischung aus den alten Dracula und Frankenstein Filmen und Dr. Terrors House Of Horrors …

Vier Passagiere treffen sich auf einer Zugreise durch Osteuropa während des Ersten Weltkrieges; konfrontiert mit einem Mysterium, das gelöst werden muss, wenn sie überleben wollen.
Was ist in dem Sarg , vor dem jeder so viel Angst hat? Was ist das tragische Geheimnis der verschleierten Roten Gräfin, die mit ihnen reist? Warum wird ihr Mitreisender, der Brigadegeneral, von seinen eigenen Soldaten so gefürchtet? Und was genau ist das Geheimnis des teuflischen Ärzengels selbst?
Bizarre Kreaturen , satanische Riten, verängstigte Passagiere und die Romantik einer Bahnreise … im Stile eines klassischen Horror-Romans.
Reisen Sie mit … wenn Sie sich trauen!

Ich habe dieses mal den Klappentext benutzt, weil er einfach perfekt ist. Er verrät gerade genug, um den Leser neugierig zu machen, aber doch so viel, dass man unbedingt wissen muss, um was sich die Geschichte dreht.

Auch wenn ich kein Luzifer-Abo hätte, wäre ich durch das wundervolle Cover von Mark Freier, sofort auf das Buch aufmerksam geworden. Es sind wieder genau meine Farben und dazu noch dieser Zug, der so bedrohlich wirkt und der tolle Titel, der gute Unterhaltung verspricht. 

Und die gute Unterhaltung zog sich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite. Nicholas, ein englischer Lebemann, trifft in dem kleinen Dörfchen Chelmsk auf die schöne Isabella. Sie gefällt ihm und er bittet sie mit ihm nach London zu fliehen. Das gefällt natürlich den Bewohnern des Dörfchens überhaupt nicht, denn Isabella ist einem Anderen versprochen. Die Beiden werden gejagt und ihre einzige Chance ist ein Zug, der um Mitternacht, ganz außerplanmäßig im Bahnhof des Dörfchens einfährt. Aber die Beiden sind nicht die einzigen die zusteigen. Auch ein englischer Pfarrer und seine Frau sind auf der Flucht. Der Flucht vor dem ersten Weltkrieg, der sie auf einer Rundreise überrascht hat. Sie alle müssen sich einer Prüfung stellen, wenn sie den Zug lebend verlassen wollen. Denn es ist kein gewöhnlicher Zug, es ist der Ärzengel, der Höllenexpress. 

Ich hatte gehofft, das Buch könnte mich aus meiner schrecklichen Leseflaute holen, in die ich durch meine Bandscheibenvorfälle und den starken Medikamenten gerutscht bin. Und ich hatte recht. Wo mich kein Buch begeistern konnte, flog ich beim Höllenexpress nur so durch die Seiten. Hier gibt es alles was das Horrorherz begehrt: Grusel, Geheimnisse, Kämpfe, Blut und auch ein paar eklige Szenen. Aber es ist kein hirnloses Gemetzel, sondern eine gute Story, die mir sehr viel Spaß gemacht hat. 

Dem Autor ist es gelungen, den Leser dieses bedrohliche Gefühl zu übermitteln, das die Leute im Zug ständig spüren. Man fühlt sich unwohl, weiß, dass bald etwas schlimmes passieren muss. Man ahnt auf was es hinauslaufen könnte, aber man ist sich nie sicher. Der Schreibstil ist an die alten Geistergeschichten angepasst, aber trotzdem schnell und flüssig zu lesen. Hier hat Christopher Fowler wirklich ganz Arbeit geleistet. 

Mein zweiter Knaller in diesem Jahr und auch hier vergeben ich 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung für alle Horrorfreunde. Ich habe das Buch als günstiges eBook gelesen, kann es aber kaum erwarten, das tolle Print im Regal stehen zu haben. Bücher mit dem Cover von Timo Kümmel und seit neustem auch von Mark Freier, müssen einfach im Regal stehen. Sie sind viel zu schön um sie im Reader zu verstecken. Ihr findet das verrückt? Mag sein, aber einen kleinen Spleen braucht schließlich jeder.

© Beate Senft