Samstag, 19. April 2014

Lars Kepler - Der Sandmann





Ein verwirrter Mann taumelt im tiefsten Winter über eine Brücke. Die herbeigerufene Polizei stellt sehr schnell fest, dass es sich um das Jahrelang verschwundene Entführungsopfer Mikael Kohler-Frost handelt, der zusammen mit seiner Schwester verschwand. Verantwortlich dafür war Jurek Walter, der seit Jahren in Isolationshaft sitzt. Aber wo ist Mikaels Schwester? Hat Jurek einen Komplizen? Wie kann er mit ihm Kontakt aufnehmen, wo er doch absolut abgeschottet wird? Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, denn Mikael weiß nicht wo er gefangen gehalten wurde und seine Schwester ist noch dort.

"Der Hypnotiseur" hatte mich total begeistert und von "Paganinis Fluch" war ich dann sehr enttäuscht. "Flammenkinder habe ich noch nicht gelesen, als mir "Der Sandmann" in die Hände fiel. Ich war sehr gespannt darauf, ob mich dieses Buch wieder begeistern kann und fing ohne große Erwartungen an zu lesen. Und teilweise konnte  die Geschichte mich auch faszinieren. 

Die kurzen Kapitel, die ständig wechselnden Perspektiven und die Cliffhänger am Ende der Kapitel sorgten dafür, dass die Spannung unglaublich hoch war. Bis zum Schluss konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Der Schreibstil des Autorenpaares ist wieder gewohnt flüssig und lässt sich schnell weglesen. Auch die bildhaften Beschreibungen waren wieder richtig toll und starteten einen Film in meinem Kopf.

Leider blieben die Charaktere ziemlich flach und ich konnte mich mit niemanden Identifizieren. Das finde ich sehr schade. Nur Jurek Walter konnte ein beklemmendes Gefühl in mir auslösen. Außerdem war vieles übertrieben oder auch unlogisch. Gut fand ich, dass am Anfang noch mal einen Überblick über Teil 3 zu finden war, so dass man den Vorgänger nicht unbedingt kennen muss um die Geschichte zu verstehen.

Für 5 Byrons hat es leider nicht gereicht aber ich vergebe sehr gerne 4 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle Freunde des Psychothrillers. Denn das ist es in meinen Augen und nicht wie vom Verlag behauptet ein Kriminalroman. Aber das muss wohl jeder für sich entscheiden und eigentlich ist es ja auch nicht wichtig wie das Buch betitelt wird, solange das Genre keine falschen Erwartungen weckt. 

Das ist die richtige Reihenfolge:
1. Der Hypnotiseur
2. Paganinis Fluch
3. Flammenkinder
4. Der Sandmann

© Beate Senft                                   


Kim Thúy - Der Geschmack der Sehnsucht






Das junge Mädchen Mán wird während des vietnamesischen Bürgerkrieges von Mutter zu Mutter gereicht, bis sie schließlich bei ihrer Mama landet. Diese ist sehr gut zu ihr und bringt ihr die Geheimnisse des Kochens bei, um einen späteren Ehemann glücklich machen zu können. Als Mán im heiratsfähigen Alter ist, arrangiert sie eine Ehe mit einem wesentlich älteren Mann, der in Montreal eine Suppenküche unterhält. Mán lebt dort sehr isoliert, pendelt immer nur zwischen Küche und Schlafzimmer, das sie von der Küche aus über eine Wendeltreppe erreichen kann. In ihrer Ehe gibt es keine Liebe und so lebt die junge Frau vor sich hin. Die einzige Freude in ihrem Leben ist das Kochen. Und dann lernt sie Julie kennen, die wieder Lachen und Freude in Máns Leben bringt...

Dieses kleine Büchlein hat es in sich. Auf nur 143 Seiten erzählt die Autorin eine Geschichte voller Gefühl, voller Gerüche und Rezepte. Eine Geschichte die geprägt ist von der Liebe zum Kochen, von der Liebe zu den unterschiedlichsten Gewürzen.  Und eine Geschichte die uns zeigt, dass es im Leben nie zu spät ist sein Glück zu finden.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr poetisch und nicht immer einfach zu lesen. Auch die Zeitsprünge machen es nicht leicht immer der Handlung zu folgen. Man muss sich wirklich auf dieses Buch konzentrieren und kann es nicht mal eben so schnell zwischendurch lesen. Aber wer sich die Zeit nimmt, der wird mit einer ungewöhnlichen Geschichte belohnt. Allerdings fand ich die Story manchmal auch regelrecht zerhackt und sprunghaft, so dass ich so manches mal den roten Faden verlor.

Ich denke ich vergebe für dieses Buch 4 von 5 Byrons, denn ich empfand es schon als anstrengend zu lesen und verstand nicht immer worauf die Autorin hinaus wollte. Andererseits fand ich die Sprache einfach zauberhaft. "Der Geschmack der Sehnsucht" ist auf jeden Fall ein Buch über das man sich selbst eine Meinung bilden sollte.

Ich schenke dir
Das Leben, das ich nicht lebte
Den Traum, von dem ich nur träumen konnte
Eine Seele, die ich leer ließ
In den weißen Nächten des Wartens

Zu dir trage ich als Geschenk
Das Gedicht, das ich nicht schrieb
Den Schmerz, zu dem ich strebe
Die Farbe der Wolke, die ich nicht kannte
Die Sehnsüchte des Schweigens
(Viet Phuong, Cua da mo Seite 17)

© Beate Senft