Samstag, 29. März 2014

Benjamin Percy - Roter Mond



Patrick muss sich auf den Weg zu seiner Mutter machen, weil sein Vater von der Armee einberufen wurde. Also besteigt er ein Flugzeug, nicht ahnend, dass er der einzige Überlebende sein wird, der es wieder verlässt. Ein Lykantrop tötet alle Mitreisenden und nur Patrick kommt mit dem Leben davon. Schwer traumatisiert kommt er bei seiner Mutter an und wünscht sich nichts mehr als zu seinem Vater zurückkehren zu dürfen. Zurück in sein gewohntes Leben, zu einem Vater, der ihm so viel bedeutet.
Claire und ihre Familie leben friedlich vor sich hin, denkt Claire. Sie sind Lykatropen, doch Claire hasst die Verwandlung und lebt wie jeder andere Teenie auch. Nach dem Massaker im Flugzeug ändert sich schlagartig ihr ganzes Leben. Von einer Minute zur nächsten ist sie auf sich alleine gestellt und kämpft ums Überleben. 

Eigentlich mag ich Geschichten über Werwölfe nicht so gerne, aber der Klappentext hörte sich einfach zu gut an und ich war so neugierig, dass ich das Buch lesen musste. Zum Glück, denn ich wurde mit einer spannenden und durchaus realistischen Geschichte belohnt. O.k. hier gibt es Werwölfe, aber wenn man sie durch fremde Kulturen mit anderen Gewohnheiten ersetzt, passiert dieser Rassismus, die Angst vor dem Unbekannten doch überall auf der Welt.

Die Werwölfe leben unter den Menschen, werden aber unterdrückt und teilweise wie Aussätzige behandelt. Sie müssen Medikamente nehmen, damit sie sich nicht verwandeln können, müssen registriert werden und sind allerlei Gemeinheiten ausgesetzt. Als der Terroranschlag geschieht, setzt eine regelrechte Hetzjagd ein, die sich gut mit der Hetzjagd gegen Andersgläubige vergleichen lässt. 

Der Autor hat einen sehr flüssigen und bildhaften Schreibstil, der bei manchen Metzeleien schon einen stabileren Magen erforderlich macht. Es geht ziemlich brutal zu, aber das sollte einen nicht abschrecken, denn die Geschichte ist wirklich toll. Das Wechseln der Erzählperspektiven sorgt für zusätzliche Spannung, genau wie die Cliffhanger am Ende jedes Kapitels.  Patrick und Claire sind zwei gut ausgearbeitete Charaktere mit Stärken und Schwächen. Dadurch wirken sie sehr realistisch und ich fühlte sofort mit ihnen. 

Irgendwie finde ich die Geschichte sehr amerikanisch, denn sie erinnerte mich an den wilden Westen und die Ausrottung der Indianer. Auch das waren unbekannte Wesen, Menschen mit seltsamen Gewohnheiten und komplett anders denkend. Man hatte Angst vor ihnen, also wurden sie vernichtet. Genau das Gleiche spielt sich hier mit den Werwölfen ab. Ich weiß nicht, ob das die Absicht des Autors war, aber mir hat sich dieser Vergleich praktisch aufgedrängt.

Ich lege euch dieses Buch wirklich ans Herz, denn es zeigt vieles auf, was auch heutzutage noch bei uns schief läuft. Außerdem erwartet den Leser eine sehr spannende Geschichte mit tollen Charakteren. Darum vergebe ich auch volle 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle, die nicht gleich in Ohnmacht fallen, wenn sie das Wort Blut lesen. Denn davon gibt es reichlich.

© Beate Senft