Sonntag, 27. Juli 2014

Jürgen Eglseer Hrsg. - Bösartiges Frühstück [Beate]



Was als ein Ulk auf Facebook begann, wurde zu einer großartigen Idee. Und als Jürgen Eglseer dazu aufrief, ihm böse Frühstücksgeschichten zu schicken, war er von der Menge der eingesandten Ideen mehr als begeistert. Es kamen so viele gute Geschichten bei ihm an, dass er sich entschloss nicht nur eine, sondern gleich zwei Frühstücksanthologien herauszubringen. Die Erste, "Bösartiges Frühstück" habe ich gerade gelesen und bin mehr als begeistert. Die Zweite "Das Phantastische Frühstück" wird in Kürze erscheinen. 

Eigentlich war mein Plan, mir die schönsten Geschichten auszusuchen und hier ein wenig darüber zu schreiben, denn auf alle 26 Geschichten einzugehen, würde den Rahmen sprengen. Tja, und da fängt mein Problem schon an, denn mir haben ausnahmslos alle Geschichten sehr gut gefallen. Darum bat ich meinen Sohn, mir ein paar der Geschichten auszusuchen. Aber vorher möchte ich auch noch das Vorwort des Herausgebers erwähnen, in dem er auf die Entstehung der Anthologie eingeht. Unbedingt lesen!!!

"Frankenbenny von Arthur Gordon Wolf"
Ein Mann ist schon länger mit dem Auto unterwegs und verspürt großen Hunger. Eigentlich macht er sich überhaupt nichts aus Fastfood und ernährt sich äußerst gesund. Aber als dann weit und breit nichts anderes zu finden ist, als ein Burgerladen, gibt er sich geschlagen und kauft sich dort etwas zu essen. Er setzt sich zu einem seltsamen Mann, der ihm eine total schräge Geschichte erzählt. 

"Der erste Kaffee" von Carmen Weinand
Tja. Es gibt Menschen, die sollte man auf keinen Fall vor ihrem ersten Kaffee ansprechen. Ich gehöre da auch dazu. Aber so extrem wie der Erzähler der Story reagiere ich dann zum Glück doch nicht. Ihm ist seine erste Tasse Kaffee wirklich heilig und wehe, er wird dabei gestört.

"Pausenbrot" von Lisanne Surborg
Der kleine Emil hat es nicht leicht. Ständig wird er vom Schläger seiner Schule verprügelt oder erpresst. Doch als seine Mutter von Emil verlangt, er solle seine Pausenbrote von nun an selbst schmieren, er wäre alt genug dafür, ändert sich sein ganzes Leben. Denn seine Pausenbrote sind etwas ganz besonderes.

"Seelenwanderung" von Moe Teratos
Der Erzähler ist Arzt, aber nicht aus Leidenschaft, sondern wegen der Kohle. Er ist auch verheiratet und hat zwei Kinder, aber er ist weder ein guter Ehemann noch ein liebevoller Vater. Am Wochenende möchte er einfach nur in Ruhe sein Frühstück genießen, aber er hätte besser das Glas mit der Schokocreme nie geöffnet. 

"Hunger" von Demetria Cornfield
Vivi ist eine absolute Gesundheitsfanatikerin und hasst alle Menschen die nicht so denken wie sie. Doch dann findet sie ein abgemagertes und hungriges Mädchen. Und das ändert ihr Leben schlagartig. 

"Morgenmuffel" von Sönke Hansen
Bernd ist morgens einfach noch nicht er selbst und dann hört er plötzlich auch noch Stimmen

"Zwergenaufstand" von Thomas Williams
Mark frühstückt jeden Morgen sein heiß geliebtes Müsli. Aber an diesem Tag schmeckt das irgendwie anders. Und was dann passiert, hätte er sich wohl niemals träumen lassen. Auch nicht in seinem schlimmsten Alptraum.

"Devil's Grinder" von Tim Svart
Corinne und Matt sind in den Flitterwochen. Unterwegs werden sie von einem schlimmen Unwetter überrascht und es bleibt ihnen nichts anderes übrig als ein Zimmer für die Nacht zu suchen. Aber musste es denn ausgerechnet das Devil's Grinder sein? 

Spiegeleier, Sünde und Schmerz von Torsten Exter
Die Welt ist nicht mehr die, die wir kennen. Der klägliche Rest der Menschheit ist in einer "Arche" unterwegs und da kann das Frühstück äußerst schmerzhaft sein. 

Auch alle anderen Geschichten sind unglaublich gut und alle haben eins gemeinsam: Sie sind richtig böse. Ich habe mich beim Lesen großartig amüsiert und mich oft gefragt, wie man auf so kranke Ideen kommen kann. Eigentlich wollte ich jeden Abend nur eine Geschichte lesen, wie ich das immer bei Anthologien tue, aber das war mir hier nicht möglich. Am dritten Tag war das Buch gelesen und ich lechze nach mehr. Das war wirklich die tollste, boshafteste und amüsanteste Anthologie, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Viele der Geschichten sind tief schwarz, manche auch recht brutal und bei vielen musste ich über die kranken Gemeinheiten laut lachen. Einfach nur großartig.

Ich kann euch diese Anthologie, die es im Moment leider nur als eBook gibt, wirklich nur empfehlen. Ich bin so begeistert und vergebe 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für alle, die über schwarzen Humor verfügen. Ich muss mich schwer bremsen, damit ich das Buch nicht gleich noch einmal lese. Schlagt zu Leute, auch wenn ihr keinen Reader habt. Lest das Buch auf dem PC oder dem Smartphone, aber lest es. Ihr werdet euren Spaß haben. 

© Beate Senft                          





Freitag, 25. Juli 2014

Stefan Nink - Freitags in der faulen Kobra [Beate]



Siebeneisen kann es nicht fassen. Gerade hat er seinen ersten Auftrag erledigt und ist im Palast von Joompla zur Ruhe gekommen, bittet ihn der Maharadscha um seine Hilfe. Es geht um eine Ganesha-Statue, die vor ca. 250 Jahren zerteilt  und von James Cook an den
unterschiedlichsten Orten versteckt wurde. Jetzt hat man den Maharadscha bestohlen und nichts wurde mitgenommen, außer dem Rüssel der Statue. Irgendjemand versucht diese Statue an sich zu bringen und das könnte ein unglaubliches Drama auslösen. Eigentlich hat Siebeneisen überhaupt keine Lust schon wieder durch die Gegend zu reisen aber sein Freund Wipperfürth sieht das ganz anders. Und ehe es sich Siebeneisen versieht, ist er schon auf dem Weg nach Tonga um nach dem ersten Teil zu suchen. Unterstützung erhält er von seinen Freunden Wipperfürst und Schatten, die in der faulen Kobra ihre Zelte aufgeschlagen haben.

Ich kenne leider den ersten Teil "Donnerstags im fetten Hecht" noch nicht, aber das tat dem Lesespaß keinen Abbruch. Ich habe mich trotzdem köstlich amüsiert. Siebeneisen reist um die Welt und wird von seinen Freunden dirigiert, die für ihn die Routen planen und die Zimmer reservieren. Leider schauen sie eher aufs Geld als auf den Komfort und auch mit Wippenfürts Abkürzungen und Planungen ist Siebeneisen nicht immer geholfen. Die 3 Freunde sind aber auch zum schießen komisch. Aber ich bekam nicht nur eine Menge zu Lachen, sondern durfte auch über Land und Leute lesen, was mir sehr viel Spaß gemacht.

"Hardhawallardha Sing schminkte sich gerne mit Mascara, aber heute war ihm das irgendwie zerlaufen, Jetzt sah er aus wie eine verwirrte Eule, die nach einer anstrengenden Jagdnacht zu ihrem Mammutbaum in Nordkalifornien zurückkehrt und feststellen muss, dass es sich dort während ihrer Abwesenheit drei Umweltaktivisten mit Klettergeschirr und einem Monatsvorrat an veganen Sandwiches bequem gemacht haben." (Seite 23)

Aufgelockert wird die Erzählung mit Nachrichten über WhatsApp, Facebook, SMS und fiktiven Tagebucheinträgen. Auch ist Siebeneisen nicht ganz alleine unterwegs, sondern seine Freundin Lawn begleitet und unterstützt ihn. Mehr oder weniger. Die Figuren waren einfach nur herrlich schräg und hatten Ideen, die einem erst mal einfallen müssen. Was für ein Chaos. Der Schreibstil ist herrlich flüssig und leicht zu lesen. Ich flog geradezu durch die Seiten und hatte das Buch in nur zwei Tagen gelesen.

"Wahrscheinlich ist es nur Bauchgefühl und Zufall zu verdanken, dass die Menschen in Millionenstädten wie Osaka oder Nagasaki überhaupt irgendwann ihr Ziel erreichen. Die meisten Straßen haben keinen Namen, Adressen werden Grundsätzlich nach Baujahren vergeben, weshalb Hausnummer 11-3-4769 gerne mal neben 98-56-23355 liegt, und weil in diesem Land rege gebaut wird, ändert sich alles ziemlich schnell. So etwas verwirrt natürlich. Wenn man in einer dieser Städte unterwegs ist, kommen einem immerzu Japaner mit fragendem Blick entgegen. Überall stehen Einheimische an den Straßenecken, ausgerüstet mit Stadtplänen oder Smartphones und suchen nach dem Weg." (Seite 391)

Manchmal wurde es mir ein wenig zu viel des Guten, darum vergebe ich für "Freitags in der faulen Kobra" 4 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung an alle, die mal wieder herzhaft lachen wollen. Den ersten Teil werde ich mir mit Sicherheit auch besorgen und ich freue mich schon drauf.

© Beate Senft                                    

Dienstag, 22. Juli 2014

Conn Iggulden - Die Rosenkriege 1 Sturmvogel [Beate]




England, 1437: England ist mit einem unfähigen und schwachen König geschlagen. Nach seinem starken Vater, der große Teile Frankreichs im Krieg erobert hatte, denkt Henry VI nur an einen Waffenstillstand, weil er lieber betet als zu kämpfen. Er ist schwach und seine Ratgeber haben alle Hände voll zu tun, um den kompletten Verlust Franksreichs zu verhindern. Darum wird beschlossen, dass Henry die junge Maragaret von Anjou  heiraten soll. Dafür bekommen die Franzosen das Anjou zurück und es werden 20 Jahre Waffenstillstand ausgehandelt. Aber die Engländer, die in den eroberten Gebieten Leben, die sich dort ihr Leben und ihre Existenz aufgebaut haben, denken überhaupt nicht daran, dieses Land so einfach zu verlassen. Schließlich ist es in all den Jahren zu ihrer Heimat geworden. Als auch noch Richard, der Duke of York, die Hand nach der Krone ausstreckt passiert  etwas, das eigentlich auf jeden Fall verhindert werden sollte. Es kommt zum Krieg, der schließlich unter dem Namen "Rosenkrieg" in die Geschichte eingeht.

Mein großes Interesse gilt eigentlich Heinrich VIII und seinen Töchtern, aber als ich von diesem Buch hörte, war ich sofort Feuer und Flamme. Schließlich hatte es mein Lieblingskönig nur den Rosenkriegen zu verdanken, dass er Anspruch auf den Thron hatte. Darum finde ich es auch sehr interessant zu erfahren, wie es überhaupt dazu kam. Voller Eifer fing ich an zu lesen und war schnell in der Geschichte gefangen. Der Autor hat die Figuren des Buches sehr lebendig gestaltet und der Schreibstil ist flüssig und sehr bildhaft.

Was mich ein kleines bisschen gestört hat ist, dass der Autor sich etwas in den Kleinigkeiten verzettelt hat und es in dem Buch nicht wirklich voran ging. Aber das liegt wohl daran, dass Sturmvogel nur der erste Teil einer Reihe ist. So konnte sich Conn Iggulden einen langsamen Aufbau der Geschichte leisten. Auch hat sich der Autor einige künstlerische Freiheiten herausgenommen, Zeiträume zusammengefasst und historische Persönlichkeiten erfunden. Aber das war wohl für den Fortgang der Geschichte wichtig. 

Der erste Teil der Rosenkriege hat mich ziemlich gut unterhalten, auch wenn es ein paar kleine Schwächen gab. Darum vergebe ich 4 von 5 Byrons und freue mich auf den zweiten Teil der Reihe, der mich in der Geschichte wieder ein Stück weiter bringt. Für Freunde historischer Romane absolut empfehlenswert.

© Beate Senft

 



                           

Montag, 21. Juli 2014

Ch. Endres & U. Voehl: Crazy Wolf - Bestien auf der Flucht [Gast-Rezi von Andrea E.]


Pack einen Antihelden mit Wolf-Gen, seinen Sohn und einen toten Indianer zusammen in eine Geschichte! Hetz ihnen dubiose Verfolger auf den Hals und zwing sie zur Flucht oder zum blutigen Kampf! Und heraus kommt ein Horror-Roman. 

Mitnichten. Ich las den ersten Teil nicht. Das rächt sich insofern man am Anfang des Folgeromans den Durchblick haben möchte. Aber lohnt sich das auch? Nach dem zweiten Teil bezweifele ich das. Handlung und Ideen haben eine verdammte Ähnlichkeit zu anderen Büchern und Filmen. Nichts überrascht auf den 101 Seiten, stattdessen gängige Muster und bekannte Konstellationen. Das wäre entschuldbar, wenn der Stil unterhaltsam und etwas Besonderes wäre. Endres benutzt kurze Sätze. Ich mag das. Er bemüht sich Jacksons Innerstes nach Außen zu kehren, aber die Wortwahl erzeugt nur kühle Distanz. Den Ich-Erzähler Jackson Ellis treiben zwei Dinge um. Erstens verwandelt er sich ungewollt in einen Wolf. Zweitens hat er einen Sohn, dem das gleiche Schicksal widerfährt. Von Rachegedanken besessen und Schuldgefühlen geplagt, suhlt sich Jackson im ständigen Selbstmitleid. Immer und immer wieder. Das ist kein Typ, dem ich gern bedingungslos in einer Geschichte folge. Sei’s drum. Doch selbst die Höhepunkte in den Kampfszenen hinterlassen bei mir nur den Eindruck einer Kissenschlacht mit Anfassen. Zu allem Überfluss stattet Endres die durchaus witzige und einzige interessante Figur des herum geisternden Indianers mit kaum zu überbietender Belanglosigkeit aus. Viel zu oft gibt dieser allzu Offensichtliches von sich. Wenn ich auf ein rosa Kaninchen starre, muss mir keiner erzählen, dass es sich um ein rosa Kaninchen handelt. Letztendlich fand ich keinen Zugang zu den Figuren und zur Handlung, und die Erwähnung von Bestien, Blut und Gedärmen machen noch lange keinen Horror aus. Es gab Zeiten, in denen ich nach dem Lesen eines Horror-Romans ein einziges Nervenbündel war. Ich wünsche mir solche Momente zurück, wenn ich zu einer Geschichte dieses Genres greife. 


Eine letzte Anmerkung hab ich noch. Der Verlag bewirbt die Geschichte mit den Worten „Ein blutiges Roadmovie. Es packt dich an der Gurgel und zerreißt dir das Herz!“ Muss man so dick auftragen? Muss man so maßlos übertreiben? Was wäre so schlimm daran, die Kirche im Dorf zu lassen und damit den Leser nicht hinters Licht zu führen? Auf diese Art verliert man jedenfalls nicht nur seine Glaubwürdigkeit sondern auch Leser. Vergeben wird einer von fünf Byrons  





                                                                 

Freitag, 18. Juli 2014

Thomas Finn - Schwarze Tränen [Beate]



Lukas Faust ist ein Trickbetrüger und Straßenkünstler, der sich mehr schlecht als recht über Wasser hält. Als er dann auch noch von einer Frau namens Sylvia ausgenommen und übers Ohr gehauen wird, macht er sich wutentbrannt auf um sie zu verfolgen. Er landet in Staufen und als er dort als Trickbetrüger enttarnt wird, ist es ausgerechnet Sylvia, die ihn rettet und er findet sich kurz darauf im Gasthaus zum Löwen wieder, wo sein Vorfahre Johann Faust damals zur Hölle fuhr. Und dann überschlagen sich die Ereignisse: Sylvia fällt über ihn her, ein Zauberer taucht auf, dem folgt plötzlich ein schwarzer Pudel und alle wollen sie, dass Faust sein Erbe antritt, denn er soll ein Nachfahre des großen Doktor Faust sein. Ihm bleibt nichts anderes übrig und plötzlich hält er Johann Fausts Zauberbuch in Händen. Hinter dem scheinen aber so ziemlich alle her zu sein und der Pudel, der sich als Mephistopheles entpuppt, kann Lukas  in letzter Minute retten. Er bringt ihn zu einem Zauberer und einer Hexe, doch auch dort können sie nicht lange bleiben. Die ganze magische Welt scheint plötzlich hinter Faust her zu sein. Oder hinter dem Buch? Vielleicht auch hinter beidem.....

Was für eine irre Geschichte. Hier gibt es wirklich nichts, das es nicht gibt. Zauberer, Dämonen, Ghule, Teufel, Wolpertinger, alles was das Fantasyherz begehrt. Lukas Faust wirkt am Anfang wie ein ziemlicher Versager und Trottel. Doch das ändert sich im Laufe der Geschichte. Zu verdanken, hat er das zu großen Teilen Abraham von Worms und dessen Mündel Millepertia, die sich um Lukas kümmern und ihn unterstützen. Auch Mephisto spielt immer wieder eine Rolle, auch wenn er ganz schön oft falsch spielt. Aber was will man schon von einem Teufel erwarten?

Aber nicht nur sämtliche magische Wesen und Zauberei kommen in dieser rasanten Geschichte vor, sondern auch sehr viele deutsche Sagen und Heldengestalten. Das machte beim Lesen richtig viel Spaß, denn der Autor hat großen Wert auf die Recherche gelegt, so dass wirklich alles Hand und Fuß hatte. Immer wieder kommen die Gefährten in fast ausweglose Situationen, aber zusammen sind sie einfach zu clever um überlistet zu werden. Das macht die Geschichte ziemlich spannend und rasant. Der Schreibstil des Autors ist bildhaft, leicht und sehr gut und flüssig zu lesen. Ich flog geradezu durch die Seiten und hatte das Buch in kürzester Zeit gelesen.

Ich fühlte mich beim Lesen als wäre ich mitten in einem Film. und vergebe daher 5 von 5 Byrons und eine Leseempfehlung für alle Fantasyfreunde und für alle, die sich für Goethes Faust interessieren. Ich war davon schon immer begeistert, sollte doch mein Hund eigentlich Mephisto heißen. Aber da es statt einem schwarzen Mops ein hellbrauner wurde, passte der Name leider nicht mehr. Die Geschichte ist zwar abgeschlossen, aber trotz allem wäre eine Fortsetzung möglich. Ich würde mich sehr darüber freuen.

© Beate Senft                        

Dienstag, 15. Juli 2014

Matt Haig - Ich und die Menschen [Beate]



Andrew Martin, Professor der Mathematik in Cambridge, ist im wahrsten Sinne des Wortes, nicht mehr er selbst. Er wurde ausgetauscht von einem Außerirdischen, der ihn getötet hat um sein Aussehen anzunehmen. Er musste das tun, denn Andrew hatte ein mathematisches Rätsel gelöst, für das die Menschheit noch nicht bereit war. Nun soll er sich unter die Menschen mischen um zu erfahren, wer alles von Andrews Durchbruch weiß um diese Personen dann zu töten. Das führt dazu, dass er gleich an seinem ersten Tag auf der Erde nackt von der Polizei aufgegriffen wird und in der Psychiatrie landet. Er merkt, dass er noch sehr viel lernen muss und mit Hilfe seiner "Gabe" wird er schnell wieder entlassen. Er versucht alles, damit seine Frau Isobel und sein Sohn Gulliver nicht misstrauisch werden. So langsam merkt er wie er sich verändert. Er begreift, dass das menschliche Dasein doch nicht so unnötig ist, wie er immer geglaubt hat und er erkennt, dass man Schmerz, Verlust und Angst kennen muss um Liebe empfinden zu können. Und dann trifft er eine unwiderrufliche Entscheidung.....

Der außerirdische Andrew kommt von einem Planeten in dem es kein Ich, sondern nur ein Wir gibt. Es gibt keine Gefühle, nur Logik. Es gibt keine Familien, keine Partnerschaft, keine Liebe, sondern nur die Logik, und die Moderatoren, die dafür zuständig sein, dass alles rund läuft. Ihre Religion ist die Mathematik. Man kann sich vielleicht vorstellen, wie verwirrend alles auf der Erde für Andrew war, als er hier ankam. Das sorgte am Anfang der Geschichte für sehr viele Lacher.

Aber dann ändert sich Andrew. Je mehr er über die Menschen lernt, desto mehr fühlt er sich zu ihnen hingezogen. Und eigentlich sind sie doch gar nicht so hässlich, wie er am Anfang dachte. Mit ihren Nasen und Ohren, die aus dem Gesicht stehen und diesen seltsamen Händen und Füßen. Und auch wenn die Menschheit nicht besonders intelligent ist und im Fortschritt weit hinter seinem Heimatplaneten zurückliegen, haben sie doch etwas ganz besonderes: Sie sorgen füreinander, sind füreinander da und schenken sich Liebe, Wärme und Geborgenheit.

Der Ich-Erzähler lässt uns an der ganzen Palette seiner Gefühle teil haben, die er nach und nach entwickelt. Der erste wirkliche Freund auf diesem Planeten ist der Familienhund Newton, den er sehr gut versteht und der ziemlich intelligent auf ihn wirkt. Mit seinem Sohn Gulliver hat er ziemliche Probleme, ist der doch gerade 15 Jahre alt und in der schlimmsten Pubertätsphase. Aber mit der Zeit findet diese Familie immer enger zusammen.

Es ist schon ein etwas anderes Buch, das ich hier in Händen hielt. Ein Buch, das uns einen Spiegel vor Augen hält. Es zeigt uns, was für seltsame Wesen wir doch sind. Dass wir an Dingen festhalten, die absolut unnötig sind, aber sie sind eben schon immer so gewesen also warum sollten wir sie ändern? Es zeigt uns, was wirklich wichtig ist in unserem Leben und ich fand es sehr interessant mich mal mit den Augen einer anderen Spezies zu sehen.

Der Schreibstil ist sehr leicht und flüssig zu lesen, aber nicht ganz einfach. Man muss auch zwischen den Zeilen lesen können, um die ganze Schönheit dieser Geschichte zu erfassen. Fast Philosophisch möchte ich sie nennen, aber trotzdem auch prosaisch. Andrew schreibt seinem Sohn 97 Regeln auf, nach denen er sich nach Möglichkeit richten soll. Ich finde, die sollten wir alle beherzigen, denn es steckt eine Menge Wahrheit dahinter.

Ich vergebe für dieses wunderschöne und außergewöhnliche Buch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung an alle, die auch die leiseren Töne mögen. Ich kann es wirklich nur jedem empfehlen, denn es ist etwas ganz besonderes und gehört zu diesen Geschichten über die man noch lange nachdenkt, wenn das Buch gelesen ist. Vielleicht sollte jeder selbst einmal für kurze Zeit ein "Andrew" sein. Einfach mal alles aus einer anderen Perspektive sehen und in Frage stellen. Ich denke, das würde uns allen ganz gut tun.

© Beate Senft                          

Sonntag, 6. Juli 2014

Thomas Thiemeyer - Valhalla [Beate]



Hannah Peters wird von dem Millionär und Sammler Archäologischer Artefakte Stromberg nach Spitzbergen geschickt um eine möglicherweise unter dem Eis eingeschlossene Stadt zu untersuchen. Glücklich ist sie nicht über diesen Auftrag, denn ihr Gefährte John soll in Angkor Wat bleiben, wo sie zusammen Ausgrabungen geleitet hatten. Aber dann siegt doch die Neugier und sie macht sich auf den Weg in die Stadt in Eis und Schnee. Dort trifft sie sich mit dem Team, das dort bereits stationiert ist und sie finden tatsächlich diese uralte Stadt. Nur leider wissen sie nicht, dass vor ihnen die Nazis ein Labor in der Stadt aufgebaut hatten um einen Biologischen Kampfstoff herzustellen. Doch dabei ging etwas schrecklich schief. Werden sie das Tor zur Büchse der Pandora öffnen?

Ich bin ein großer Fan der Jugendbücher von Thomas Thiemeyer. Ein paar seiner Bücher für Erwachsene hatte ich auch schon gelesen und nach der Lektüre von "Valhalla" weiß ich jetzt auch wieder, warum ich irgendwann damit aufgehört hatte. Der Schreibtstil des Autors ist wirklich gut und flüssig zu lesen, doch trotzdem brauchte ich ziemlich lange für die 512 Seiten. Und das lag eindeutig an der Handlung.

Achtung, kann Spoiler enthalten:

Hannah ist eine sehr taffe Frau und auch ihren Freund John mag ich sehr gerne, aber was ich überhaupt nicht leiden kann sind ständige Klischees und erzwungene Happy Ends. Mal ehrlich: Geht es euch nicht auch auf die Nerven, wenn eine ganze Gruppe von Menschen stirbt und ausgerechnet der Hauptcharakter überlebt das Inferno? Mich macht das richtig wütend. Klar baut sich die weitere Handlung auf das Überleben der Person auf, aber das hätte man auch anders schreiben können. 

Ich bin leider kein Mediziner um sagen zu können ob die Erklärung für das Überleben schlüssig oder an den Haaren herbei gezogen ist, aber das ist mir im Moment auch ziemlich egal. Ich fand sie idiotisch. Und auch dieser in so vielen Büchern vorkommende "Böse" der zum Ende hin alles überdenkt und sein Leben opfert um die, die er die ganze Zeit gejagt hat zu retten, löst bei mir nur noch Brechreiz aus. Ich bin es einfach Leid, das immer und immer wieder vor die Nase gesetzt zu bekommen. 

Ansonsten war die Handlung recht spannend, wenn nicht immer diese doofen Klischees gewesen wären. Klar, gibt es kaum noch etwas neues in der Buchszene, aber trotzdem kann man doch seine Leser mit originellen Charakteren oder nicht vermuteten Wendungen überraschen. Das fehlte mir hier komplett. Ich konnte nach ca. 100 Seiten schon sagen, wie das Buch enden wird. Und ich hatte in allem Recht.

Ich finde das sehr schade, denn der Autor schreibt wirklich gut, aber leider ist es irgendwo immer das Selbe. Darum kann ich für "Valhalla" leider nicht mehr als 3 Byrons vergeben. "Valhalla" ist der dritte Band um Hannah Peters, kann aber gut alleine gelesen werden. Ich denke mal, dass es noch mindestens einen weiteren Band geben wird, aber ich werde ihn nicht lesen. Ich bin mir aber sicher, dass viele Freunde von Wissenschaftsthrillern begeistert von dem Buch sein werden. Mein Geschmack war es nicht unbedingt und ohne den tollen Schreibstil hätte es wohl wesentlich schlechter abgeschnitten. 

© Beate Senft                                   

Mittwoch, 2. Juli 2014

Andreas Roschak - Eilean Beatach Die Insel der Bestie [Beate]





Robert, Mike und Chris sind schon seit Ewigkeiten befreundet. Was liegt da näher, als gemeinsam den Urlaub zu verbringen. Zusammen mit ihren Frauen machen sie sich auf den Weg nach Schottland. Abseits der Touristenhochburgen, ziemlich abgelegen in einem gemütlichen Häuschen, wollen sie sich erholen und Angeln gehen. Da die Freunde sehr verschieden sind, kommt es immer wieder zu kleinen Streitereien. Doch dann findet Robert ein altes Buch und die Probleme fangen erst richtig an. 
Zur gleichen Zeit versucht A.J. McCullen ein uraltes Rätsel zu lösen um Unsterblichkeit zu erlangen. Die Zeit drängt, denn er ist alt und krank. Er versucht sich in schwarzer Magie und geht über Leichen um an sein Ziel zu kommen. Und im Moment ist sein Ziel das alte Buch, das Robert in Händen hält. Werden die Freunde diesen Urlaub überleben?

"Eilean Beatach - Die Insel der Bestie" ist der erste Teil des Zweiteilers. Der zweite Teil "Eilean Beatach - Das Tor zur Hölle" wird zum Glück bald erscheinen, denn ich muss unbedingt wissen wie es weiter geht. Der erste Teil lässt mich sabbernd und wartend zurück. Lange Zeit lag das Buch auf meinem SuB. einerseits ärgert mich das, denn das Buch ist Spitzenklasse, andererseits ist das auch gut so gewesen, denn dann muss ich jetzt nicht so lange auf Teil 2 warten.

Dem Autor ist hier eine Mischung aus Mysterie, Thriller und Horror gelungen ohne dass die Geschichte überladen wirkt. Ich muss gestehen, dass mich die Roman von der ersten Minute an in seinen Bann zog und auch jetzt noch nicht losgelassen hat. Wahrscheinlich werde ich erst nach Beendigung des 2. Teils abschließen können. Besonders gut haben mir die Charaktere gefallen. Die sind alle total unterschiedlich. Robert war mal Biker, genau wie sein Freund Mike. Aber anders als dieser hat Robert das Abitur gemacht und geht einer seriösen Arbeit nach. Mike ist als Schrott- und Autohändler reich geworden. Robert liebt seine tolle Frau Nina sehr und sie führen eine sehr glückliche Ehe. Mike ist immer noch so ein Rüpel wie in seinen jungen Jahren. Er geht keiner Schlägerei aus dem Weg und seine Frau Su muss auch mal hart im nehmen sein. Die beiden fahren mit ihren Motorrädern, während Robert und Nina und der pummelige Chris mit seiner Freundin Angie, eine wahre Sexbombe, mit ihren Autos fahren. 

Schon auf der Fähre kommt es zu der ersten seltsamen Begebenheit, durch die Rob total durch den Wind ist. Als dann auch noch Mike unangenehm auffällt, bricht das Chaos los, bevor sie überhaupt im Urlaubsort angekommen sind. Die Freunde sind schon ein wenig klischeehaft, aber sie passen einfach perfekt in diese Geschichte. Und es hat großen Spaß gemacht den Leuten zuzuschauen wie sie sich immer wieder in Schwierigkeiten bringen.

McCullen ist ein widerlicher und böser alter Mann, der den ganzen Ort in seiner Hand hat. Er ist steinreich und denkt, er kann sich alles erlauben. Er schreckt nicht mal davor zurück, Leute wegen den geringsten Verfehlungen zu töten oder beseitigen zu lassen. Dieser böse Mensch möchte einen Pakt mit dem Satan schließen. Schon seit seiner Jugend studiert er schwarzmagische Bücher und wurde das Oberhaupt der "Chruch of destination" einer Art Satanssekte. Dadurch kam es immer wieder zu blutigen und gruseligen Phasen, die mir Gänsehaut bescherten.

Der Plot ist unglaublich gut durchdacht und hat einfach nur großen Spaß gemacht. Auch der Schreibstil ist einfach nur großartig. Frisch, locker und super zu lesen, mit Humor an den richtigen Stellen. Gerade der Schlagabtausch zwischen den Männern ließ mich oft grinsen. Es passt wirklich alles perfekt zusammen. Darum vergebe ich für dieses tolle Buch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine Leseempfehlung für Liebhaber von Mysterie und Horror. Und jetzt bleibt mir nur sehnsüchtig auf den 2. Teil zu warten und bis dahin vor lauter Gier nicht den Verstand zu verlieren.

© Beate Senft