Sonntag, 27. Oktober 2013

Tim Pieper - Mord im Tiergarten

 In Berlin im Jahre 1896 wurde im Zoologischen Garten die übel zugerichtete Leiche eines jüdischen Zeitungsunternehmers gefunden. Es scheint ein Ritualmord gewesen zu sein, der voller Hass ausgeführt wurde. Der Kriminologe Dr. Otto Sanftleben wird von der Polizei hinzugezogen um bei den Verhören verschiedener Verdächtiger dabei zu sein. Dann geschieht ein zweiter Mord und es wird klar, dass der Mörder ein Antisemit der schlimmsten Art sein muss. Otto fällt es nicht leicht, sich in dem entsprechenden Umfeld der Antisemiten umzusehen. Aber auch im privaten Bereich wird er gefordert, denn sein Ziehsohn und Leibdiener Moses wurde aufs schrecklichste beleidigt und Otto möchte eine Entschuldigung dafür. Die bekommt er aber nur, wenn sie bei einer Segelregatta gegen den erfahrenen Segler Professor Trittin gewinnen sollten. Und dann taucht da auch noch eine Frau aus Ottos Vergangenheit auf.

In diesem historischen Krimi spielen Rassismus und Antisemitismus  eine große Rolle. Es ist die Zeit der deutschen Kolonialausstellung und Afrikaner werden vorgeführt wie die Tiere im Zoo. Unglaublich, was sich die Menschen da ansahen und auch noch für bare Münze hielten. Da wurden Afrikaner angeheuert, die mit lächerlichen Kostümen idiotische Tänze vorführen mussten, damit die Deutschen auf ihre Kosten kommen. Mich hat das schrecklich aufgeregt. Genau wie die Afrikaausstellung von Hagenbeck, die kein bisschen besser war. In den Augen vieler Deutscher waren die Afrikaner nicht viel mehr als Affen. Aber das war nur ein kleiner Teil der Geschichte.

Der größte Teil handelt vom Hass gegen die Juden und ich wusste nicht, dass der zu der Zeit schon so groß und kurz vor dem Überkochen war. Kein Wunder, dass dann ein gewisser Österreicher ein paar Jahrzehnte später so ein leichtes Spiel hatte. Alleine die ganzen idiotischen Beschuldigungen die total an den Haaren herbeigezogen waren, haben mich schrecklich aufgeregt. Ich war beim Lesen eigentlich nur am Schimpfen. Zum Glück gibt es noch genügen klar denkende Menschen, mit denen ich mich identifizieren konnte.

Tim Pieper hat wieder phantastische Figuren erschaffen, die sehr lebendig wirken und die man einfach nur lieben oder hassen kann. Gerade Otto Sanftleben ist ein so vielschichtiger Charakter, dass man immer wieder neue Seiten an ihm findet. Genau wie sein Ziehsohn Moses, der mit ihm durch dick und dünn geht. Besonders gut gefällt mir auch Ottos Bruder, der Erfinder, auch wenn er in diesem Buch nur  eine sehr kleine Rolle spielt. Es würde mich sehr freuen, wenn er im nächsten Buch einen größeren Part bekommen würde. Und auch Igraine, die ihrer Zeit weit voraus ist, möchte ich gerne wieder sehen.

Auch die Beschreibungen sind wieder so plastisch, dass man sich mitten im Geschehen wähnt. Ich hatte, wie auch beim ersten Band, einen Film im Kopf und konnte mir alles sehr gut vorstellen. Der Kriminalfall war sehr spannend und kam keinesfalls zu kurz. Ich vergebe für dieses tolle, unterhaltsame und spannende Buch 5 von 5 Byrons, den Favoritenstatus und eine absolute Leseempfehlung an alle die gut recherchierte historische Krimis zu schätzen wissen.

Vielen Dank, dass ich an der Leserunde teilnehmen durfte. Sie hat dem Buch durch die vielen zusätzlichen Informationen noch mehr Tiefe verliehen.

© Beate Senft


Emoticons für Kommentare:
:) :( ;) :D :-/ :x :P :-* =(( :-O X( :7 B-) #:-S :(( :)) =)) :-B :-c :)] ~X( :-h I-) =D7 @-) :-w 7:P 2):) :!! \m/ :-q :-bd ^#(^

4 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen
  2. Gleich nochmal:
    Historische Bücher sind nicht nur für die Unterhaltung dar. Man sollte schon was Neues für sich mitnehmen können. Daher mag ich die Bücher von Tim. Andere Bücher haben oft noch fantastischen Hintergrund und werden trotzdem als historische Romane bezeichnet. Das ist nicht so mein Ding.
    Viele Grüße aus Meck Pom.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mir ist es vor allem wichtig, dass historische Romane gut recherchiert sind. Solche pseudohistorischen Bücher kann ich gar nicht leiden. Ich sag nur Iny Lorenz

      Löschen
    2. Genau das meine ich. Darum sagt mir auch Rebecca Gable nicht zu. Obwohl die sicherlich fantastisch schreibt.

      Löschen