Freitag, 7. Dezember 2012

Julia Crouch - Hautnah



Der englische Schauspieler Marcus Wayland soll die Hauptrolle in einem amerikanischen Theaterstück übernehmen. Also zieht er mit seiner Frau Lara, den Zwillingen Bella und Olly und dem kleinen Sohn Jack für 6 Wochen an die amerikanische Ostküste, wo sie in einem schmuddeligen, heruntergekommen Haus für 6 Wochen leben sollen. Lara sieht das als Chance für einem Neuanfang, denn nachdem Marcus sie praktisch zu einer Abtreibung gezwungen hatte, ist die Ehe an ihrem Tiefpunkt angelangt. Doch es ist eigentlich alles wie immer: Marcus lernt Texte und verbringt seine Zeit mit den Schauspielkollegen, ohne sich auch nur im geringsten um seine Familie zu kümmern. Olly und Bella finden beide Anschluss an Gleichaltrige und nur Lara und Jack sitzen in dem düsteren zu Hause und lassen sich die Decke auf den Kopf fallen. Doch dann trifft Lara eine alte Liebe wieder und beginnt eine Affäre mit Stephen. Doch der wird von einer Stalkerin bedroht. Bald geschehen merkwürdige Dinge in Laras Umfeld und dann ist plötzlich ihr Leben und das ihrer Kinder in Gefahr.
Da auf dem Buchcover Thriller steht, habe ich auch einen Thriller erwartet. Aber leider habe ich keinen bekommen. Das Buch ist zwar zeitweise spannend, aber doch eher ein Familienroman. Die Charaktere haben viel zu viele Streitereien untereinander und verstricken sich ständig in Beziehungsproblemen. Da kann keine Spannung aufkommen.



Dass Lara sich in den erfolgreichen und gut aussehenden Stephen verliebt war abzusehen. Ihr Mann behandelt sie fast immer wie Luft und denkt nur an seine eigenen Interessen. Lara und Stephen fragen sich wie wohl alles gekommen wäre, wenn sie geheiratet hätten. Hätte Lara dann auch ihr Baby abtreiben müssen? Hätte sie auch ihre Karriere an den Nagel hängen müssen, bevor sie überhaupt begann? Wäre sie vielleicht mittlerweile eine selbständige und erfolgreiche Designerin? Oder sogar selbst Schauspielerin?



Bella verliebt sich in einen Jungen aus dem Ort. Ollys Reaktion darauf konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Der einzige, der durchweg sympathisch war, war der kleine Jack. Ihn hätte ich am Liebsten die ganze Zeit geknuddelt. Ein braves und geduldiges Kind, das nie großen Ärger macht.



Ehrlich gesagt, musste ich schon ziemlich kämpfen um das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen und weiterzulesen. Erst die letzten ca. 100 Seiten waren dann so richtig spannend und einem Thriller würdig. Wer einen interessanten und zeitweise spannenden Roman lesen möchte, wird dieses Buch lieben. Alle die auf einen tollen Thriller gehofft haben, werden bestimmt enttäuscht sein. Ich vergebe 6 von 10 Punkten hauptsächlich für die gut ausgearbeiteten Charaktere und den flüssigen Schreibstil.